Vereinsgeschichte 

Die Anfänge der Blasmusik 

Das Blasmusikwesen in Tägerig hat eine lange und bewegte Geschichte. Viele Hoch’s und Tief’s begleiteten das Vereinsgeschehen. Durch Rivalitäten unter den Mitgliedern, hauptsächlich zwischen „Älteren und Jüngeren“ gab es Abspaltungen und Neugründungen, aber immer einigte man sich wieder zum gemeinsamen Musizieren.

Mitte des 19. Jahrhunderts wirkte ein Pfarrer namens Dinkel als Frühmesser in Tägerig. Als Freund der Blasmusik sammelte er musikbegeisterte Burschen im Dorfe, um die Einweihung der neuen Kirche und die jährlichen kirchlichen Anlässe mit Musik zu verschönern.

Später nahm diese Musik den Charakter einer Tanzmusik an, die von einem deutschen Musiker namens Briner geleitet wurde. Der Blasmusikgedanke bekam im Dorf immer mehr Auftrieb und so wurde in den Siebzigerjahren eine zweite, die sogenannte „jüngere Tanzmusik“ ins Leben gerufen. Streitereien anlässlich der Gemeinderatswahl 1881 bedeuteten das Ende für beide Vereine.

1882 kam Herr Arto, Wirt "zum scharfen Eck" in Mellingen, nach Tägerig und fand sieben musikbegeisterte Männer, die sich zu einer
Neugründung entschlossen.

Bald drohte auch dieser Blasmusik wieder innerer Zerfall, was am 24. Mai 1888 wiederum zur Gründung einer „jüngeren Musikgesellschaft“ führte. Präsident und Dirigent wurde der legendäre Josef Meier, Weibel. In den Jahren 1889-1899 wurden insgesamt 37 Versammlungen abgehalten. Es folgten intensive Proben mit einer straffen Disziplin. Die Musik genoss wachsendes Ansehen in der Gemeinde

Die Glanzzeiten 

Am 7. Juli 1890 gab sich der Verein die ersten Statuten. In der Folge schloss sich die jüngere mit der älteren Musik zur "Feldmusik Tägerig" zusammen. Der Verein erlebte einen ungeahnten Aufschwung und probte mit 17 Mitgliedern. Die Feldmusik Tägerig wurde durch die musikalische Leistungsfähigkeit sehr rasch auch über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt und wurde jahrelang als begehrte Konzert- und Festmusik vorwiegend nach Baden und Zürich verpflichtet. So prägte sich das heute noch bekannte Sprichwort: „d’musig chond vo tägerig"!

Nachdem die Feldmusik 1900 erstmals an einem kantonalen Musiktag in Bremgarten erfolgreich aufgespielt hatte, entschloss man sich, im Jahre 1901 eine erste Uniform anzuschaffen. Sie wurde von der Stadtmusik Bremgarten zum Gesamtpreis von Fr. 130.30 erworben.

In den folgenden Jahren begann die harte Disziplin etwas nachzulassen. Die Mitglieder waren vereinsmüde geworden. Doch in der Bevölkerung regte sich der Wunsch, die Musikgesellschaft sollte wieder neu erstehen, damit wieder "Leben und Kurzeweil" im Dorf einkehre. Die bevorstehende Einweihung des Schulhauses gab den nötigen Auftrieb dazu.

Im Jahre 1913 probten 21 Männer unter der bewährten Leitung von Dirigent Josef Meier für das Fest der Schulhauseinweihung, was einen riesigen Erfolg einbrachte.

Dieses erneute Aufblühen des Vereins wurde durch den ersten Weltkrieg jäh gestoppt und brachte den Verein beinahe zum Erliegen, wurden doch die meisten Mitglieder zum Aktivdienst eingezogen. Dirigent Josef Meier, alt Weibel, legte nach 30-jähriger Tätigkeit, wovon 25 Jahre als Dirigent, sein Amt nieder.

Die Krise 

Politische Spannungen nach dem 1. Weltkrieg hatten ihre Wirkung bis in die Dorfvereine. Hass und Zwietracht lösten die schwerste Krise in der Vereinsgeschichte der Dorfmusik aus.

Die jüngeren Mitglieder lösten sich vom Verein und gründeten 1920 die Musikgesellschaft "Alpenrösli" unter der Leitung von Martin Meier, Weibels, Sohn des langjährigen Dirigenten. Die einst stolze Feldmusik lidt an Nachwuchsmangel und musste 1923 aufgeben.

Im selben Jahr bekleidete sich die „Alpenrösli“ mit einer Uniform ein, die dem Musikverein Wohlen abgekauft wurde.

Die nun einsetzenden Erfolge der jungen „Alpenrösli-Musik“ begannen die Herzen der ehemaligen „Feldmusikanten“ zu regen, worauf sich die meisten Männer wieder der Musik verpflichteten.

Der neue Musikverein 

Das Zusammenführen der Musikgesellschaft „Alpenrösli“ mit der ehemaligen „Feldmusik“ führte schliesslich am 22. März 1931 zum Neubeginn unter dem Namen „Musikverein Tägerig“. Als Dirigent amtete Tromp. Wachtmeister Julius Irniger, welcher nach einem Jahr von Karl Steger abgelöst wurde.

Im Jahre 1935 wurde die dritte Uniform angeschafft, von der Musikgesellschaft Rickenbach LU zum Preise von insgesamt Fr. 2100.--.

Zur Freude der Bevölkerung und der Musikanten konnte 1950 das erste Vereinsbanner geweiht werden. Die Patenschaft übernahmen Emilie Meier-Fischer „Wirtin zum Frohsinn“ und Martin Meier, Weibels.

1954 wurde der Musikverein Tägerig mit der Durchführung eines kantonalen Musiktages beauftragt. Die Bevölkerung rüstete zum Fest und empfing
800 Musikanten aus dem ganzen Kanton, die ihre Vorträge zum Besten gaben. Ein einmaliges Ereignis für das Dorf.

1955, zum 100. Geburtstag, präsentierten sich die Mitglieder erstmals in einer ganz neuen Uniform, in dunkelblau. Es war die Vierte in der Vereinsgeschichte. Die Bekleidung kostete Fr. 12'000.--.

1966 erlebte Tägerig das unvergessliche Dorffest zugunsten der Neuinstrumentierung des Musikvereins. 1969 endete die Männerherrschaft im Musikverein, die Reihen wurden durch zwei Musikantinnen aufgelockert.

1972 durfte die zweite Vereinsfahne eingeweiht werden. Fahnenpaten waren Frieda Ecknauer und Hansruedi Willner.

1980 feierte der Musikverein Tägerig sein 125-jähriges Bestehen mit einem 3-tägigen Fest und schenkte sich die fünfte, die rote Uniform. Die Beschaffung der neuen Bekleidung kostete Fr. 25`000.-- und konnte nur dank vielen Spenden finanziert werden.

Jubiläum 150 Jahre 

Das Jahr 2005 wird mit Sicherheit in die Vereinsgeschichte eingehen. Mit etwas Stolz konnte auf das 150-jährige Bestehen des Vereins Rückblick gehalten werden. Dieser Anlass wurde zusammen mit allen Musikfreunden und der ganzen Bevölkerung anlässlich eines 3-tägigen Festes würdig gefeiert. Als Geburtstagsgeschenk schaffte sich der Verein das 3. Vereinsbanner an. Dank einem gefälligen, modernen Fahnen-Design hinterliess der Verein nach der gefreuten Neueinkleidung vor 5 Jahren nicht nur musikalisch, sondern auch optisch einen frischen, entstaubten Eindruck. Auch diese Beschaffung war möglich dank grosszügiger Spendengelder von Passivmitgliedern, Musikfreunden, Bekannten und Verwandten. Der Musikverein Tägerig hat das neue Vereinsbanner am Jubiläumsfest vom 25. bis 27. November 2005 eingeweiht.

Gerda Gauch und Walter Zemp standen Pate für das neue Vereinsbanner. 

Musikalischer Aufschwung und erfolgreiche Jahre (seit 2005)

Seit 2005 hat sich der Musikverein Tägerig stetig weiterentwickelt und zahlreiche musikalische Erfolge gefeiert. Dabei standen sowohl die Pflege der Kameradschaft als auch die kontinuierliche musikalische Weiterentwicklung im Mittelpunkt.

Nach dem 150-Jahr-Jubiläum 2005 begann eine neue Ära: 2007 übernahm Marcel Hunn das Dirigentenamt und prägte seither den musikalischen Stil und das Leistungsniveau des Vereins wesentlich. Unter seiner Leitung konnte der Musikverein Tägerig an verschiedenen kantonalen und eidgenössischen Anlässen hervorragende Resultate erzielen.

Ein grosser Höhepunkt war das Eidgenössische Musikfest 2016 in Montreux, an dem der Verein in der 3. Klasse Harmonie antrat. Mit seinem überzeugenden Konzertvortrag erreichte der MVT einen ausgezeichneten 7. Rang von 15 Vereinen in der Gesamtwertung und konnte auch in der Parademusik mit einer starken Leistung überzeugen.

Bereits im darauffolgenden Jahr, 2017, richtete Tägerig den Aargauischen Musiktag aus. Das ganze Dorf stand im Zeichen der Musik: Zahlreiche Vereine aus dem ganzen Kanton nahmen teil, und das Fest wurde sowohl organisatorisch als auch musikalisch zu einem grossen Erfolg.

Am Kantonalen Musikfest 2018 in Laufenburg konnte der Musikverein erneut seine Qualität unter Beweis stellen. Besonders in der Marsch- und Parademusik machte der Verein auf sich aufmerksam und holte beim Paradewettbewerb in Oberlunkhofen den Siegerpreis – ein Beweis für die präzise und engagierte Arbeit im Bereich der Marschmusik.

Die Pandemiejahre 2020 und 2021 stellten das Vereinsleben auf die Probe. Viele traditionelle Anlässe mussten abgesagt oder in kleinerem Rahmen durchgeführt werden. Dennoch blieb der Zusammenhalt stark, und mit grossem Engagement wurde der Probebetrieb, soweit möglich, aufrechterhalten.

Nach dieser schwierigen Phase kehrte der Verein 2023 mit neuer Energie zurück. Ein besonderes Ereignis war die Teil-Neuuniformierung: Die Musikerinnen und Musiker erhielten neue Gilets und Hosen, zudem wurden viele Kittel erneuert. Diese Erneuerung symbolisierte den frischen Auftritt und die Modernisierung des Vereins – pünktlich zum ausserkantonalen Musiktag in Ruswil, wo der MVT mit überzeugenden Vorträgen und einem gelungenen Auftritt glänzte.

Auch 2024 durfte der Musikverein einen weiteren grossen Erfolg feiern: Am Aargauischen Musiktag in Rohrdorf erreichte Tägerig im Paradewettbewerb einen geteilten ersten Platz – ein eindrucksvoller Beweis für das hohe musikalische Niveau und die Freude an präziser Marschmusik.

So blickt der Musikverein Tägerig auf bewegte, aber erfolgreiche Jahre zurück – geprägt von musikalischem Ehrgeiz, gelebter Kameradschaft und stetigem Streben nach Qualität.